Krawatten gehören auch im Jahr 2021 nicht nur zum Kleidungsalltag ihrer Träger, sondern zum alltäglichen Bild unserer Gesellschaft. Der Krawatte ist ihre Geschichte nicht sofort anzusehen, und viele wird es überraschen, dass sie soldatischen Ursprungs ist.
Der erste Nachweis der Halsbinde als direkten Vorläufer der Krawatte ist im 17. Jahrhundert zu finden. Kroatische Söldner in der Armee Frankreichs nutzten sie, um ihre Hemden am Hals zu verschließen. Ludwig XIV. entdeckte diese Halsbinde für sich und trug sie fortan selbst in „königlicher“ Ausfertigung.
„Croate“ (Kroate) als Bezeichnung der Halsbinde wurde allgemeinsprachlich schnell zu „Cravate“ verschliffen – letzteres ein Hinweis auf häufige Wortnutzung - und bildet auch das Lehnwort für das deutsche „Krawatte“.
1692 gewann Frankreich in Steenkerke einen Krieg gegen Alliierte aus England, den Niederlanden, Dänemark, Schottland und dem Heiligen Römischen Reich. Die Halsbinde der siegreichen Franzosen wird als „Steenkerke“ absurderweise eine modische Folge der Schlacht. Das kroatische Reiterregiment erhält hiernach den Namen „Royal Cravate“, und die „Steenkerke“ –Variante der Halsbinde verbreitet sich über 20 Jahre in Europa. Ihr folgen weitere Varianten der männlichen Halsmode, die Mitte des 18. Jhdts. auch im Bürgertum ankommen.
Der Langbinder, die heutige Krawattenform, entsteht Ende des 19. Jhdts. mit dem Aufkommen von Sakko und Umlegekragen und wird schnell, samt diverser Knotenformen, alltägliche Männer-Mode.
In einem steten Prozess wird die Halsbinde von Beginn an für den männlichen Teil der Gesellschaft ein modisches Kommunikationsmittel – ein Ausdruck der gesellschaftlich-politischen Haltung ihres Trägers:
Als Teil der soldatischen Uniform trennt sie Nationen, aber auch Offiziere von Soldaten; Unternehmer und Bürgertum grenzen sich in der Industrialisierung damit vom Arbeiter ab; Intellektuelle wie Schiller verweigern die „aristokratische Krawatte“; 1848 werden rote Krawatten in Studentenschaft und bei bürgerlichen Revolutionären beliebt. Im 20. Jhdt. wird das Nicht-Tragen einer Krawatte zum Statement einer aufgeklärten Subkultur, parallel bleibt die Krawatte aber vor allem bei Entscheidungsträgern ein Kleidungsstück, das Einfluss und Seriosität vermitteln soll - bis heute.
Die Krawatte ist also ein Alltagsgegenstand militärischen Ursprungs mit einer kulturhistorisch gewachsenen Semantisierung.
Sie eignet sich daher in besonderer Weise, um das Löwendenkmal in ein „sprechendes Friedens-Kleid“ zu hüllen.