Soroptimist International (SI) Lauterbach-Vogelsberg startet mit neuem Projekt rund um die Löwenverhüllung
Im Kriegsjahr 2023 jähren sich Einschnitte, die dunkelste und menschenverachtende historische Entwicklungen im letzten Jahrhundert anzeigen: 90 Jahre Machtübernahme durch Hitler und Beginn der Diktatur in Deutschland, 80 Jahre Hinrichtung der Mitglieder der „Weißen Rose“, der mutigen Widerstandsbewegung gegen die nationalsozialistische Terror-Diktatur, und ein Jahr russischer Angriffskrieg auf die souveräne Ukraine, dem völkerrechtswidrigen Überfall auf ein freies Land.
Die Vergangenheit, auch die jüngste, erinnert uns daran, dass diesen historischen Momenten vielschichtige und langwährende Prozesse vorangingen. Dies macht uns bewusst, dass Demokratie, Freiheit, Menschenwürde, Toleranz und Frieden keine Selbstverständlichkeit sind, sondern beständigen Einsatz erfordern – im Kleinen und im Großen.
Soroptimist International (SI) Lauterbach-Vogelsberg trägt zu diesem Bewusstseinsprozess bei und stellt in diesem Jahr einen historischen Moment in den Fokus, der Grund zur Hoffnung ermöglicht, dass aus Feinden schließlich doch Freunde werden können:
Der Élysée-Vertrag zwischen Frankreich und Deutschland wurde vor 60 Jahren geschlossen und unterzeichnet. Damit wurde nach drei großen Kriegen das Ende der „Erbfeindschaft“ endgültig besiegelt; einem Topos, der im Krieg 1870/71 begrifflich in die Welt getreten war – dem Krieg, dem der Löwe 1907 als euphorisches Siegesdenkmal gewidmet wurde.
Der Löwe wird in diesem Jahr mit Dreiecktüchern verhüllt, wie sie ursprünglich aus dem Verbandskasten bekannt sind. Das Dreiecktuch wurde von Dr. Friedrich von Esmarch erfunden, der es 1869 in Kiel mit der Broschüre „Der erste Verband auf dem Schlachtfelde“ vorstellte. Esmarch selbst hatte an Kriegen teilgenommen – auch am Krieg 1870/71 – und wusste um die Leiden der Soldaten. Das Tuch sollte einen Beitrag „zur ersten Linderung der Noth auf den Schlachtfeldern“ leisten und „die Schrecken des Krieges so viel als möglich (..) mildern)“. Zur besseren Erläuterung der Anwendungsmöglichkeiten waren die ersten Dreiecktücher bedruckt.
Die Dreiecktücher für die Verhüllung des Löwen im Rahmen von „Nie wieder Krieg!“ wurden bereits an Kitas, Schulen und Seniorenheime und verteilt, wo sie bunt gestaltet wurden und schließlich an den Löwen zurückfinden werden. Dort werden sie miteinander zu einem Schwarmkunstwerk verbunden und verwandeln den Löwen in ein buntes Symbol für Hilfe, Heilung und Hoffnung.
Alle eingereichten Mitmach-Kunstwerke wurden nun zur Vorbereitung in der Halle der Zimmerei Schmidt in Maar im Verlauf eines Wochenendes vorsortiert und geordnet (siehe Fotos).
Zahlreiche Veranstaltungen werden die Verhüllung zwischen dem 1. und 30. September begleiten. Den Beginn macht ein buntes Begegnungsfest am verhüllten Löwen am 2. September ab 15:00 Uhr. Der Eintritt ist frei – Spenden sind willkommen. Alle Termine hier.
„Nie wieder Krieg!“ wird vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert. Die Erlöse des diesjährigen SI-Projektes gehen an „Ärzte ohne Grenzen“.
Alle Fotos: SI/Kirst
Foto 1: Die großartige Response der teilnehmenden Mitmach-Künstler:innen wurden sorgsam sortiert und für die Verhüllung am 1. September vorbereitet von „Nie wieder Krieg!“-Projektleiterin Ute Kirst (vorne rechts), SI Deutschland-Vizepräsidentin Susanne Bolduan (vorne links), SI Kandidatin Regine Dietz (hinten rechts) und SI Lauterbach-Vogelsberg Präsidentin Dr. Barbara Peters