Über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich trotz Kälte und Dauerregen zur Mahnwache versammelt, die Soroptimist International (SI) Lauterbach-Vogelsberg organisiert hatte.
Viele Menschen aus der Ukraine waren dem Aufruf gefolgt, aber auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Stadt- und Kreispolitik, lokalen Service-Clubs und Verbänden waren zum in Blau und Gelb gehüllten Friedenslöwen gekommen, um ihrer Solidarität mit der Ukraine am Jahrestag des russischen Angriffskrieges Ausdruck zu verleihen. Der Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde Lauterbach hatte die Aktion ebenfalls unterstützt und so läuteten die Kirchenglocken der Stadtkirche zu Beginn der Mahnwache. Musikalisch begleitete der Chor „conTAKTe“ unter der Leitung von Sabine Pöhlmann die Mahnwache mit vier sorgsam ausgewählten Liedern, u.a. einer Version des Songs „Freiheit“ von Müller-Westernhagen ergänzt um einen Rap vorgetragen von Frances Dern, der Freiheit für alle Menschen und alle Gebiete, auch das der Ukraine, postulierte.
Dr. Barbara Peters, Präsidentin von SI Lauterbach-Vogelsberg, dankte allen Anwesenden für ihr Kommen und ihre Unterstützung der Mahnwache, die die ungebrochene Solidarität mit den Menschen in der Ukraine ausdrückte, die seit 365 Tagen für Freiheit, Demokratie und Menschwürde kämpfen und dafür unglaubliche Opfer bringen.
Peters schilderte in ihrer Ansprache, dass sie selbst es nicht für möglich hielt, im aufgeklärten 21. Jahrhundert an zwei Mahnwachen wegen eines Krieges in Europa teilzunehmen. Die tiefe Überzeugung vieler, dass Konflikte diplomatisch und in Verhandlungen gelöst werden können, wurde von Russland am 24. Februar 2022 zerstört. Putins völkerrechtlicher Angriffskrieg habe trotz zahlreicher unterzeichneter Abkommen ein souveränes, freies Land überfallen und dessen Menschen zu Gefangenen gemacht. Peters sprach auch die Frage an, wie Frieden möglich werden könne mit jemandem, der Verträge und Abkommen breche. Ein Stopp der Waffenlieferungen würde bedeuten, die Ukraine aufzugeben und völlig tatenlos den Ermordungen, Vergewaltigungen und zahlreichen Menschenrechtsverletzungen zuzusehen. Und wer, so Peters, könne sich sicher sein, dass Putins imperialer Hunger dann gestillt wäre. Wie in der Ukraine jeden Tag Menschen mit großem Mut für Freiheit und Menschenwürde kämpfen, so kämpfte auch in Deutschland die „Weiße Rose“ gegen die mörderische Nazi-Diktatur. Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst gingen für ihre Überzeugungen in den Tod, der sich am 22. Februar dieses Jahr zum 80. Mal jährte. Peters erinnerte daran, „dass uns immer bewusst sein sollte, wie reich und frei wir inmitten einer Demokratie sind, die Meinungsfreiheit gewährt und den Schutz der Gesellschaft sowie der Grundrechte des Individuums zu ihren wichtigsten Werten erklärt.“ Daher verteilte SI an die Anwesenden weiße Rosen im Gedenken an alle, die für diese Werte einstehen, kämpfen oder ihr Leben verloren haben.
Die Ansprache wurde von Liana Schmelzer auf Ukrainisch übersetzt, die Peters Worte damit sichtlich bewegt auch den ukrainisch-sprechenden Menschen zugänglich machte. Vor Ort sammelte SI Spenden ein, die der Ukrainehilfe des DRK Schlitz zugutekommen.
Die SI-Arbeitsgruppe „Nie wieder Krieg!“ hatte das Löwendenkmal mit Hilfe von Stoffbahnen in ein blau-gelbes Friedens- und Solidaritätssymbol verwandelt. Die Verhüllung war noch bis Sonntag am Lauterbacher Friedenslöwen zu sehen.
Foto: SI/Kirst