„Nie wieder Krieg!“: Der Krieg ist das Verbrechen

Erich Ruhl-Bady las aus seinem ersten Roman

Im Rahmen des Mitmach-Projektes „Nie wieder Krieg!“ von Soroptimist International (SI) Lauterbach-Vogelsberg las der ehemalige Pressesprecher des Kreises, Erich Ruhl-Bady, im Café Stöhr in Lauterbach aus seinem Erstlingswerk „vaterfern mutterstill“.

In ihren Begrüßungsworten erläuterte SI-Präsidentin Dr. Barbara Peters die sogenannte „Gefühlserbschaft“, also die unbewusste Weitergabe von unbearbeiteten Traumata von Generation zu Generation – im Falle eines Krieges nicht nur die Opfer und Täter, sondern auch Mitläufer, Zuschauende, Schweigende. Verdrängte Erfahrungen und angstvolle Gefühle belasten alle nachfolgenden Generationen, solange keine sinnstiftende Verarbeitung von Familiengeschichte stattfindet.

Dieses Thema war Inhalt eines Vortrages von Prof. Dr. Moré während des „Nie wieder Krieg!“-Projektes in 2018 und Autor Ruhl knüpfte direkt an die Worte von Peters an: Das Phänomen der transgenerationalen Weitergabe sei durchaus einer der Subtexte seines Buches, in dem er die Last der „schweren Brocken“ und den „Dreck“ des Krieges in den Generationen (s)einer Familie beschreibt. Diese bedeutet aber, so wurde während des Abends deutlich, auch Humus und Quelle für Ruhls tief wurzelnden Pazifismus. Ruhl-Bady beschreibt Begriffe wie Heimat, Freiheit, Kultur, Vertrauen, Wärme und Liebe als in ihm lebendige Gefühle, die dort aber nur im Frieden gedeihen können.

Die wie ein anregendes Gespräch gestaltete Lesung gab nicht nur einen emotionalen Einblick in eine vom „großen Kulturbruch“ - so Ruhl-Badys kluge Bezeichnung für „Krieg“ - erschütterte Familiengeschichte, sondern ebenso in die nahbare Persönlichkeit des Autors, deren Umrisse, mehr aber noch deren Rückgrat sich auch an just dieser Familiengeschichte ausgebildet haben. Während des Schreibens sei ihm darüber hinaus gelungen, Verzeihen zu empfinden und damals erlebte Sprachlosigkeit in Form von inneren Dialogen mit dem Vater nachzuholen, so Ruhl-Bady.

Ruhl-Bady nutzt dabei Sprache wie ein hochfeines Ziselier-Instrument, das Worte und emotionale Bilder immer noch etwas genauer herausarbeitet, was Lesenden und Hörenden Freude bereitet und Dinge während des Erfassens bewusster macht: Mitläufer, so Ruhl, laufen nicht nur mit; sie verantworten mit, da sie Geschehen zulassen, und werden so zu „Mitträgern“.

Eigentlich, so der Autor, habe er mit dem Buch lieber verstehend rückblicken wollen, als es quasi nochmals angesichts der aktuellen Geschehnisse zu durchleben, aber die geopolitische Situation mache dies unmöglich.

Und so ist klar, dass nun wieder eine Generation Traumata erlebt und es weitere Generationen dauern wird, bis diese be- und verarbeitet werden können. Auch deshalb, so Ruhl-Bady, seien die Grausamkeiten des Krieges keine Kriegsverbrechen, sondern der Krieg selbst sei das Verbrechen.

Das SI-Projekt „Nie wieder Krieg!“ wird vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert. Alle weiteren Informationen und Termine des Rahmenprogramms unterwww.niewiederkrieg.net

 

Foto: SI/Deibel

»Nie wieder Krieg!«  -  Mitmach-Kunst-Aktion des Service-Clubs
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