Soroptimist International (SI) Lauterbach-Vogelsberg verhüllt erneut den Lauterbacher „Löwen“
Das Löwendenkmal im Stadtkern von Lauterbach erinnert an die Siege des Krieges von 1870/71. Aber es gibt keine Sieger: Krieg schafft Verlust, Vernichtung, Verderben und lebenslanges Trauma – über Generationen hinweg. Seit dem 24.2.2022 kann niemand mehr in Deutschland sagen, er oder sie wisse nicht, wie Krieg entsteht und welche Folgen er hat, ganz besonders für Frauen und Mädchen.
Nach den kurzen Verhüllungen in Blau und Gelb anlässlich der SI-Mahnwachen für die Ukraine ist der „Löwe“ seit dem letzten Wochenende erneut für rund vier Wochen verhüllt. Dieser Zeitraum schließt die beiden Friedens-Gedenktage, den 1. und 21. September (Antikriegstag in Deutschland bzw. Weltfriedenstag der UNO) mit ein. Im Fokus des SI-Mitmach-Projektes „Nie wieder Krieg!“ 2022, das bereits vor Kriegsausbruch konzipiert wurde, steht in diesem Jahr die die Meinungsfreiheit, die nicht nur in Putins Russland nun mit Staatsgewalt ausgelöscht wird.
Auch in Deutschland begann eine der fürchterlichsten Diktaturen mit dem Verbieten von Büchern und deren Autor*innen. Daher ist das Löwendenkmal in 2022 mit Büchern verhüllt, die oder deren Autor*innen während der Nazi-Diktatur 1933 bis 1945 verboten wurden. Die mit der Bücherverbrennung 1933 beginnende systematische Zerstörung von Meinungsfreiheit, Bildung und Kultur war der Beginn einer Folge ungeahnter und grausamster Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Bücher, deren Autor*innen von 1933 bis 1945 verfolgt und verfemt wurden, sind in recycelbare Folie eingeschweißt. Buchseiten aus defekten oder nicht mehr verwendbaren Büchern wurden in Kindergärten, Schulen, Vereinen, Kirchengemeinden und Seniorenheimen mit Friedenssymbolen versehen und bilden einen Spiegel der Generationen, der auch einen großen Teil der Verhüllung darstellt.
Die im Grundgesetz verankerte Meinungsfreiheit und die Freiheit von Bildung, Wissenschaft, Kultur und Presse sind nicht nur Pfeiler der Demokratie, sondern auch ein hohes Gut, dessen wir uns täglich bewusst sein sollten und das es zu bewahren gilt.
Das SI-Projekt „Nie wieder Krieg!“ wird vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert. Alle weiteren Informationen und Termine des Rahmenprogramms unter www.niewiederkrieg.net
Von Tag Eins der Vorbereitungen zur Verhüllung bis zum Abschluss des ganzen Projektes werden von allen Beteiligten unzählige ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet. Nicht nur von der SI-Arbeitsgruppe „Nie wieder Krieg!“, sondern auch von Familienangehörigen. Das Foto zeigt das Team rund um „Nie wieder Krieg!“-Projektleiterin Ute Kirst (Mitte) am Tag des Aufbaus.
Foto oben: Ruben König