Soroptimist International (SI) Lauterbach-Vogelsberg hatte kurzfristig eine Mahnwache für die Ukraine organisiert und hierfür extra das Löwendenkmal in ein blau-gelbes Friedens- und Solidaritätssymbol verwandelt. Auch die Stadtkirche unterstützte die SI-Aktion und läutete zu Beginn der Mahnwache die Glocken.
Weit über 100 Menschen waren der Einladung von SI gefolgt und hatten sich rund um den Friedenslöwen versammelt, darunter auch Lauterbacher*innen mit ukrainischen Wurzeln und Geflüchtete aus der Ukraine, die erst kürzlich in Lauterbach angekommen waren wie Artur aus der Nähe von Kiew. Er war neben den Friedenslöwen an die Seite von Dr. Barbara Peters gebeten worden und begrüßte die Anwesenden spontan in seiner Muttersprache.
Peters führte aus, dass sie als Tochter ihrer in Hamburg ausgebombten Eltern früh Pazifistin wurde und sich nicht hätte träumen lassen, einmal Waffenlieferungen aus Deutschland für vernünftig zu halten, wo sie selbst in ihrer Jugend gegen Atomwaffen und Aufrüstung protestiert habe.
Angst, Flucht, Zerstörung und Tod bestimmten nun den Alltag in der Ukraine in einem Krieg, in dem Putin alle Mittel Recht zu sein scheinen. Krieg sei nie geschlechtsneutral, Frauen zettelten selten Krieg an, seien aber am stärksten vom Krieg betroffen. SI fordere daher eine feministischere Außenpolitik, d.h. eine Außenpolitik, die alle Menschen als gleichberechtigte Akteur*innen sieht, die zu einer friedlicheren und gerechteren Welt beitragen können. Studien hätten gezeigt, dass die Gefahr des Scheiterns von Friedensabkommen um 64 Prozent sinkt, wenn die Zivilgesellschaft und Frauen maßgeblich an ihrer Formulierung beteiligt sind. „Wladimir Putin agiert wie ein Paradebeispiel toxischer Männlichkeit und patriarchaler Strukturen, durch seine pathologischen, narzisstischen Selbstinszenierungen, dauernden Drohgebärden und nicht zuletzt durch seinen gnadenlosen Aggressionskrieg gegen die Ukraine.“ legte Dr. Peters dar.
Im weiteren wies Dr. Peters auf das SI-Projekt „Nie wieder Krieg!“ hin, in dessen Zentrum in diesem Jahr die Meinungsfreiheit stehen werde, die unter Putins Regierung mit Stöcken, Verhaftungen und gezielten Tötungen ausgelöscht würde. Auch in Deutschland begann eine der fürchterlichsten Diktaturen mit dem Verbot des geschriebenen Wortes. Nur wenige Jahre später mündete dies in grausamsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Daher werde der Löwe im September mit verbotenen, verbrannten und verfemten Büchern aus der Zeit von 1933-1945 verhüllt.
Mit einer Schweigeminute wurde anschließend nicht nur den Opfern in der Ukraine gedacht, sondern allen Menschen, die von den unmittelbaren Folgen eines Krieges betroffen sind. Mit dem Dank an den Kirchenvorstand, der das Glockenläuten organisiert hatte, wurde die Mahnwache beschlossen.
Foto oben: SI/Deibel: SI-Präsidentin Dr. Barbara Peters hielt die Ansprache der Mahnwache am Friedenslöwen
Fotos unten: Ute Kirst, Norbert Wagner